In der Nacht vom 24. auf den 25. Juli kam es zu einem schweren Gebäudebrand im denkmalgeschützten „Stadlerhaus“ in der Konstanzer Altstadt. Um 01:22 Uhr wurde die Feuerwehr mit
der hauptamtlichen Wache und der Abteilung Altstadt in die Zollernstraße alarmiert. Da der Brand innerhalb kürzester Zeit auf Nachbargebäude übergriff, wurden schnell weitere Abteilungen, sowie Feuerwehren aus dem Landkreis und der benachbarten Schweiz alarmiert. Um 03:35 Uhr wurde durch die Einsatzleitung das THW nachgefordert, um für die anrückenden Kräfte aus dem
Landkreis einen Bereitstellungsraum in der Theodor-Heuss-Straße einzurichten und zu betreiben. In einem Bereitstellungsraum werden Einheiten gesammelt, die für einen größeren Einsatz angefordert wurden, um sie von dort geordnet an die Einsatzstelle abrufen zu können. Der Betrieb eines solchen Bereitstellungsraums ist eine Einsatzoption des THW, die im Landkreis Konstanz gerne von Anforderern genutzt wird. Der Zugtrupp des Technischen Zugs, sowie die Fachgruppe Notversorgung/Notinstandsetzung wurden daraufhin in die Theodor-Heuss-Straße entsandt. Zeitgleich wurde auch der Fachberater des OV Konstanz in die Einsatzleitung auf dem Fischmarkt entsandt um die Einsatzleitung zu beraten und den Kontakt zwischen Feuerwehr und THW sicher zu stellen. Bei dessen Eintreffen stand das ikonische Haus in der Innenstadt bereits auf drei Stockwerken in Brand. Aufgrund der zu erwartenden langen Einsatzdauer wurde die Fachgruppe
Logistik Verpflegung beauftragt, die in Spitze ca. 230 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Sanitäts- und Betreungsdiensten und THW, sowie die ca. 70 Betroffenen Personen, die sich im Konzil gesammelt hatten, zu verpflegen.
Neben dem Bereitstellungsraum war durch die Feuerwehr ebenfalls ein Technischer Berater Bau (TeBe Bau) angefordert worden, welcher aus dem Ortsverband Waldshut-Tiengen alarmiert wurde, da zu befürchten war, dass die betroffenen Gebäude nicht mehr standfest waren. Nach einer ersten Begutachtung der Lage durch den TeBe Bau beschloss der Einsatzleiter auf Anraten des THW, bestimmte Bereiche der Einsatzstelle für Einsatzkräfte zu sperren. Aufgrund der starken Rauchentwicklung war ein Blick ins Gebäudeinnere zu diesem Zeitpunkt nur schwer möglich. Der
Fachberater THW und der TeBe Bau stimmten mögliche Einsatzoptionen für das THW ab und empfahlen der Einsatzleitung, ein so genanntes Einsatzstellensicherungssystem (ESS) anzufordern. Das ESS ist ein Laser-Vermessungssystem, mit dem millimetergenau Bewegungen in Gebäudebauteilen erfasst werden können. Dadurch kann das ESS als Frühwarnsystem fungieren, um rechtzeitig vor einem zu befürchtenden Einsturz den Gefahrenbereich zu evakuieren. Das ist notwendig, da sich bei einem Brandeinsatz auf so engem Raum immer Einsatzkräfte im
Gefahrenbereich (dem so genannten „Trümmerschatten“) aufhalten müssen, um das Feuer überhaupt unter Kontrolle zu bringen. Ein Prototyp des ESS hatte sich bereits beim Altstadtbrand
2010 bewährt. Seitdem hat das THW diese Systeme in größerer Zahl angeschafft. Der ESS Trupp wurde aus dem Ortsverband Weingarten alarmiert, wo das nächste dieser Systeme stationiert ist.
Gegen 8.45 Uhr Uhr wurde der Bereitstellungsraum aufgelöst und die dort verbliebenen Feuerwehrkräfte zur Hauptfeuerwache verlegt. Die dortigen THW Kräfte konnten also wieder einrücken und unterstützten die Verpflegungslogistik.
Nachdem der ESS Trupp eingetroffen und das System eingemessen war, konnte gegen 11 Uhr der Betrieb aufgenommen werden. Ab diesem Zeitpunkt überwachte das ESS bis zum Einsatzende zum 29. Juli vier neuralgische Punkte am Gebäude.
Am Donnerstagabend wurde das THW nochmals von der Feuerwehr angefordert, um die Einsatzstelle auszuleuchten. Während der gesamten Einsatzdauer stand der Einsatzleitung der Feuerwehr ein Fachberater des Ortsverbands Konstanz zur Verfügung, um über die Einsatzmöglichkeiten des THW zu beraten und den Kontakt mit den Stellen im THW zu halten.
Am Freitag Abend wurden die Kräfte des ESS Trupps Weingarten durch Kameraden des OV Kirchheim/Teck abgelöst. Diese betreuten das ESS im 12-Stunden-Schichtbetrieb, wobei immer zwei Einsatzkräfte an der Einsatzstelle und zwei in Ruhe in der Unterkunft des Ortsverbands Konstanz waren. Betreut wurden diese durch den Leitungs- und Koordinierungsstabs des OV, der
ebenfalls über die gesamte Einsatzdauer hinweg besetzt war.
Im Laufe des Freitags und Samstags wurde die Giebelwand zur Zollernstraße hin durch eine Fachfirma abgestützt. Dadurch war der Einsatzbereich der Feuerwehr soweit gesichert, dass der
Einsatz des ESS Trupps für die Feuerwehr nicht erforderlich war. Aus Sicherheitsgründen bat die Hausverwaltung des Stadlerhauses jedoch darum, dass das THW die Wand noch weiter überwacht. Die Überwachung fand in enger Zusammenarbeit mit einem Baustatiker statt, der die Messergebnisse interpretierte und einordnete.
Am Sonntag Nachmittag wurde das THW abermals auf Bitte der Hausverwaltung tätig. Es galt, durch eine Wand hindurch Zugang zu einer Wohnung zu verschaffen, damit die Bewohner der unbeschädigten, aber unzugänglichen Wohnung Ihre Habseligkeiten holen konnten. Hierzu wurde die Bergungsgruppe des Ortsverbands alarmiert, die im Anschluss auch noch eine Eigentumssicherung an den Fenstern der Gebäude der „Hofhalde“ zur Feuergasse hin vornahm um diese vor Schäden durch die stattfindenden Abbrucharbeiten am Hinterhaus zu schützen.
Nachdem das ESS bereits am 29. Juli den Einsatz beenden konnte, endete der Gesamteinsatz für den OV Konstanz am Abend des 30. Juli nach sechs Tagen und über 500 Helfereinsatzstunden.
Wir bedanken uns bei allen eingesetzten Organisationen und Fachfirmen für die hervorragende Zusammenarbeit. Ein besonderer Dank gilt den Anwohnern und den Betreibern anliegender Geschäfte, die unseren Einsatzkräften unzählige Mengen an Kaffee, Getränken und Essen spendierten! Den vom Brand Betroffenen sprechen wir unser Mitgefühl aus.