Technisches Hilfswerk Ortsverband Konstanz

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THW OV Konstanz aktiv: Blauer Oktober 2019

Nach sternklarer Nacht und nebligen Frühstunden strahlte am Samstagvormittag, 12.10.2019, die Sonne und vertrieb rasch die zunächst noch kühlen Temperaturen. Im Rahmen der Großübung „Blauer Oktober“ übten an diesem Tag die THW-Ortsverbände Singen, Stockach und Konstanz gemeinsam auf der zwischen Überlinger See und Untersee gelegenen Halbinsel Bodanrück. Federführend für die Übung zeichnete der OV Radolfzell, dem auch die Organisation vor Ort oblag. Die Übung geleitet wurde von der Fachgruppe Führung und Kommunikation. Tatkräftige Unterstützung bekamen die THW-Einsatzkräfte von einer Sanitätseinheit des DLRG und Kolleginnen und Kollegen des Schweizer Zivilschutzes.

Noch vor 8 Uhr erfolgte die Alarmierung der Konstanzer Bergungsgruppe 1, die um 8.15 Uhr mit 7 Mann Besatzung ausrückte. Im Übungsszenario wurde eine Schadenslage in einem landwirtschaftlichen Betrieb unweit von Liggeringen angenommen, wo die Feuerwehr weitere Kapazitäten zu ihrer Unterstützung angefordert hatte. Auf einem Bauernhof sind mehrere Wohngebäude sowie zahlreiche Stallungen und Lager-/ Speicher-Gebäude weitläufig verteil. Das Gelände ist abschnittsweise sowohl stark verbuscht, wie die Zufahrt zu einzelnen Bereichen durch eine steile Hanglage teilweise erschwert. Der Einsatzauftrag des OV Konstanz wurde mit „Staubexplosion“ überschrieben, zu der es im Bereich eines Kornlagers und mehrerer Hochsilos gekommen sein soll. Aufgrund starker Staubentwicklung und einem Kurzschluss im Korngebläse ereignete sich die Explosion, während zahlreiche Personen mit Getreideförderung, Holzlagerung und Transportaufgaben beschäftigt waren. Mindesten 8 Personen wurden bei Eintreffen der Bergung 1 noch vermisst. Nach den der Feuerwehr vorliegenden Informationen könnten aber auch weitere Arbeitskräfte zu Schaden gekommen sein. Deren genaue Anzahl war aber unbekannt. Bei der Erkundung der Schadensstelle zeigte sich rasch, dass die Übungsleitung keine Mühen gescheut und ein Szenario aufgebaut hatte, das es in sich hat. Zunächst mussten die Rettungswege geschaffen werden: Zu dem Getreidelager gelangten die Helfer nur über eine 7 Meter hohe Geländestufe. Der Zugang zu einem Lagergebäude wurde durch eine Betonwand versperrt. Die Böschung konnte mit Hilfe von Steckleitern überbrückt werden, der Wanddurchbruch hingegen erforderte sowohl Muskel- wie Maschinenkraft. Hierbei kamen ein elektrischer Bohr- und Aufbrechhammer sowie der mittels Verbrennungsmotor betriebene Trennschleifer zu Einsatz. Die Öffnung musste so groß bemessen sein, dass sowohl der Durchstieg für Helfern als auch der möglicherweise erforderliche Abtransport von Verletzten mittels Schleifkorb möglich war. In einem alten Stallgebäude, das zwischenzeitlich als Lagerraum und Werkstätte genutzt wird, wurde eine Decke als durchbruchgefährdet erkannt. Die erforderliche Sicherung konnte mit Hilfe einer senkrechten Stütze erreicht werden. Die dafür erforderlichen Kanthölzer wurden außerhalb des Gebäudes mit der Motorsäge auf Maß gebracht und dann im Gebäude verbaut.

Durch die hervorragende Zusammenarbeit aller Ortverbände und Hilfsorganisationen konnten auch die weiteren Schadensereignisse professionell abgearbeitet werden. In Bereich des Getreidelagers wurde eine der verletzten Personen hoch oben auf der schwer zugänglichen Speicherbühne der Siloscheune entdeckt. Sie wurde in einer konzertierten Höhenrettungsaktion von THW- und Schweizer Zivilschutzkräften gemeinsam geborgen. Gegen 13 Uhr waren alle von der Übungsleitung gestellten Aufgaben gelöst und nach erfolgtem Rückbau hieß es im OV Radolfzell Essen fassen. Dank der Verpflegung durch den LogV des OV Konstanz blieben keine knurrenden Mägen, sondern nur zufriedene Helferinnen und Helfer zurück. Den reibungslosen Ablauf der Übung gewährleisteten die Helferinnen und Helfer des OV Radolfzell. Auch den Verletztendarstellern aus Reihen des DRK Radolfzell, sei an dieser Stelle besonders gedankt. Leute - ihr alle habt einen super Job gemacht!

Geschrieben von Ulrich Jacoby am 15. Okt 2019.